Die Wissenschaft der Lebensvermessung (Biometrie) hat sich seit dem 19. Jahrhundert auf den physischen Körper konzentriert. Die Namen Alphonse Bertillon (Anthropometrie) und Francis Galton (Daktyloskopie) stehen für den Beginn jener Erkennungsverfahren, die auch heute noch zur Identitätsfeststellung benutzt werden. Vor allem die Daktyloskopie (Fingerabdruck) kommt heute als Grenztechnologie zum Einsatz. Das System EURODAC, das Fingerabdrücke von Immigrant_innen in einer zentralen Datenbank erfasst, stellt ein wichtiges Instrument der Europäischen Grenzkontrollpraxis dar. Bei genauerer Betrachtung der Verfahren selber, stellt sich ein feiner aber grundlegender Unterschied zwischen den Verfahren des 19. Jahrhunderts und jenen des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts dar: Fokussierte die Lebensvermessung im 19. Jahrhundert den physischen Körper, produzieren digitale biometrische Verfahren ein sogenanntes "Template", einen Vergleichskörper. Ohne die Produktion eines digitalen Daten-Körpers sind die Technologien nicht arbeitsfähig. Die Transformation von Grenzen durch neue Technologien verändert scheinbar auch die Grenzen unseres Körpers. Technologien, Körper und Grenzen verweisen auf eine besondere konstituierende Beziehung, die im Seminar anhand ausgewählter Texte und Beispiele diskutiert werden soll.